Preise erhöhen – ohne schlechtes Gewissen

Ich weiß noch, wie ich das erste Mal überlegt habe, meine Preise anzupassen. Ich saß vor meiner Kalkulation, die deutlich gemacht hat: So wie’s aktuell läuft, funktioniert das auf Dauer nicht. Es war nicht nur eine Frage von „mehr verdienen wollen“, sondern ganz nüchtern betrachtet: Ich war unterbezahlt. Punkt.
Und trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl. Was, wenn alle abspringen? Was, wenn keiner mehr bucht? Was, wenn ich überheblich wirke?

Heute sehe ich das ganz anders. Und wenn du auch mit dem Gedanken spielst, deine Preise zu erhöhen – oder es längst hättest tun sollen – dann bleib dran. Vielleicht tut dir dieser Perspektivwechsel gut.


Preis ist nicht nur Zahl, sondern Positionierung

Der Preis, den du für deine Leistung aufrufst, ist viel mehr als ein Betrag auf einer Rechnung. Er zeigt, wie du dich selbst siehst – und wie du gesehen werden willst.
Wenn du dich selbst unter Wert verkaufst, passiert oft genau das: Du wirst auch so wahrgenommen. Nicht weil du schlecht bist, sondern weil du mit deinem Preis ein Signal sendest.

Ich habe festgestellt, dass sich mit einer Preisanpassung oft nicht nur der Umsatz verändert – sondern die gesamte Zusammenarbeit. Kund:innen nehmen dich ernster, sind engagierter, respektieren deine Zeit mehr. Du ziehst andere Projekte an. Und ja, vielleicht springen ein, zwei Menschen ab. Aber oft sind das genau die, bei denen es sowieso immer irgendwie gezwickt hat.


Wie ich es konkret gemacht habe

Ich habe keine große Preisansage gemacht. Kein „Ab 1. Mai verdopple ich meine Stundensätze“. Stattdessen habe ich bei neuen Anfragen einfach mit dem neuen Preis kalkuliert. Ruhig, selbstverständlich – ohne zu rechtfertigen. Und siehe da: Niemand hat die Augenbraue gehoben. Die Nachfrage blieb stabil. Und ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass meine Zeit wieder einen fairen Gegenwert hatte.

Bei Stammkund:innen war ich transparent. Ich habe erklärt, warum ich den Preis anpasse – weil sich mein Angebot weiterentwickelt hat, weil ich investiert habe (in Tools, Fortbildungen, Qualität) und weil ich nachhaltiger arbeiten möchte. Die meisten haben das verstanden. Einige sogar von sich aus gesagt: „War längst überfällig.“


Du darfst mehr verlangen – wenn du lieferst

Das hier ist kein Aufruf, plötzlich Fantasiepreise zu nehmen. Aber ein kleiner Reminder: Wenn du gute Arbeit machst, wenn du zuverlässig bist, wenn du mitdenkst und dich weiterentwickelst – dann ist es absolut legitim, dass sich das auch in deinem Honorar widerspiegelt.

Preise sind nicht in Stein gemeißelt. Sie wachsen mit dir. Und deine Kund:innen? Die wachsen im besten Fall mit.


Wenn du jetzt denkst: „Ich weiß nicht, wie ich das kommunizieren soll…“

…dann atme kurz durch. Es muss kein Drama sein. Kein Endlosgespräch. Oft reicht eine einfache, ehrliche Formulierung. Etwa so:

„Ich möchte dich wissen lassen, dass ich meine Preise zum [Datum] anpasse. Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht, aber sie spiegelt die Weiterentwicklung meiner Leistungen und meines Angebots wider.“

Klingt sachlich, ehrlich, nicht anbiedernd. Und genau das ist der Punkt: Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen – du darfst informieren.


Fazit? Mach es. Aber mach es bewusst.

Wenn du spürst, dass deine aktuelle Preisstruktur nicht (mehr) zu dir passt, dann vertrau diesem Gefühl. Geh nicht aus Panik zu schnell, aber schieb es auch nicht ewig raus. Eine faire Bezahlung ist kein Luxus – sie ist die Grundlage dafür, dass du dein Business langfristig gesund führen kannst.
Und falls du dabei Unterstützung brauchst – schreib mir gerne. Manchmal hilft ein Blick von außen, um klarer zu sehen, was du eigentlich längst weißt.

Bis bald – mit klaren Preisen und einem sicheren Gefühl dabei
Dein Alex