Welche Versicherungen brauchen Freiberufler wirklich? Und welche nicht?

Als ich mich selbstständig gemacht habe, war ich ehrlich gesagt komplett überfordert mit dem Thema Versicherung. Berufshaftpflicht? Betriebsausfall? Cyberversicherung? Krankenversicherung sowieso? Alles klang wichtig. Alles klang teuer. Und ich wollte vor allem eins: nicht unnötig Geld rausballern.

Heute – ein paar Jahre, ein paar Gespräche und leider auch eine fast teure Panne später – weiß ich:
Du brauchst nicht jede Versicherung. Aber du solltest genau wissen, welche für dein Business wirklich sinnvoll ist.

In diesem Beitrag nehm ich dich mit durch den Versicherungsdschungel – ehrlich, praxisnah und ohne Panikmache.


Krankenversicherung – Pflicht, klar. Aber welche?

Das ist die einzige Versicherung, die für alle Pflicht ist – auch für uns Selbstständige.

Du kannst dich gesetzlich oder privat versichern. Klingt simpel, ist es aber nicht.

Wenn du gerade erst startest, ist die gesetzliche Krankenkasse oft die bessere Wahl – sie ist planbarer, du zahlst einkommensabhängig und musst dich nicht um Zusatzleistungen kümmern.

Privat kann günstiger starten, wird aber mit der Zeit oft teurer – und wenn du mal raus willst, wird’s kompliziert.

Ich bin gesetzlich versichert und zahle meine Beiträge freiwillig (also direkt, ohne Arbeitgeberanteil). Wichtig: Vergiss die Meldung an deine Krankenkasse nicht, wenn du dich selbstständig machst. Und plane den Beitrag in deine Fixkosten ein – sonst kommt die erste Abbuchung schneller, als du „Rechnung“ sagen kannst.


Berufshaftpflicht – sinnvoller Schutz, wenn du für andere arbeitest

Wenn du Dienstleistungen anbietest – vor allem beratend, gestaltend oder entwickelnd – dann ist eine Berufshaftpflicht fast schon Pflicht (auch wenn’s nicht gesetzlich so geregelt ist).
Warum? Weil du nie ausschließen kannst, dass durch deine Arbeit ein Schaden entsteht.

Ein Beispiel: Du lieferst eine fehlerhafte Website, die einem Kunden Verluste einbringt. Oder du gibst eine falsche Beratung, die finanzielle Folgen hat. Selbst wenn du nicht schuld bist – im Streitfall brauchst du jemanden, der für dich einsteht.

Eine gute Berufshaftpflicht kostet dich vielleicht 15–30 € im Monat – aber sie kann dir im Ernstfall tausende Euro retten. Ich hab eine. Und ich hab besser geschlafen, seit ich sie abgeschlossen hab 😅


Betriebshaftpflicht – brauchst du das auch?

Nicht unbedingt. Die Betriebshaftpflicht schützt vor Sach- oder Personenschäden – also wenn z. B. jemand in deinem Büro über ein Kabel stolpert oder du bei einem Kundentermin etwas beschädigst.
Wenn du zu Hause arbeitest und selten Kund:innen empfängst, ist das Risiko eher gering. Aber wenn du z. B. ein Studio betreibst oder viel vor Ort bist, kann’s durchaus Sinn machen.


Berufsunfähigkeitsversicherung – komplex, aber wichtig

Keiner spricht gern darüber. Aber was passiert, wenn du durch Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten kannst?

Als Freiberufler:in gibt’s kein Netz, keinen doppelten Boden. Du brauchst also einen Plan – und das kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung sein.

Die Beiträge hängen stark von Alter, Gesundheitszustand und Tätigkeit ab. Es lohnt sich, sich früh darum zu kümmern – denn je jünger und fitter du bist, desto günstiger wird’s.

Ich geb zu: Ich hab mich auch lang gedrückt. Aber irgendwann hab ich verstanden: Wenn ich mein Einkommen absichern will, ist das einer der sinnvollsten Hebel.


Sonst noch was? Vielleicht – aber nicht für alle

Es gibt noch viele Spezialversicherungen:

  • Cyberversicherung für Online-Businesses
  • Rechtsschutz für Streitfälle
  • Inhaltsversicherung fürs Büro

Aber ganz ehrlich: Die brauchst du nicht zwingend von Anfang an. Schau erst mal, wie sich dein Business entwickelt. Und dann kannst du gezielt entscheiden, was du wirklich brauchst – und was eher „nice to have“ ist.


Absichern, aber nicht überversichern 💡

Versicherungen sollen dich nicht belasten – sie sollen dich entlasten, wenn’s drauf ankommt.

Deshalb mein Rat:

  • Hol dir professionelle Beratung (am besten von jemandem, der auf Selbstständige spezialisiert ist)
  • Lies das Kleingedruckte
  • Und schließ nur das ab, was du auch wirklich verstehst

Du musst nicht alle Risiken absichern. Aber die existenziellen – die solltest du ernst nehmen. Denn nichts ist schlimmer, als bei einem Problem plötzlich ganz allein dazustehen.